Waitākere Ranges - Piha
28. Juli 2023 • 6 Minuten • 1102 Wörter • Andere Sprachen: English
Inhaltsverzeichnis
Heute war wieder ein sehr sonniger Tag, weshalb wir an die Westküste fahren wollten. 🌞 Durch die Folgen des Zyklon Gabrielle, der hier Anfang des Jahres wütete, war das Gebiet bis vor einigen Wochen noch für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Wanderwege sind leider (aber auch verständlicherweise) immer noch nicht wieder offen und es ist wohl auch noch nicht klar, ob und wie diese wieder aufgebaut werden können. Wir wollten uns aber zumindest mal den bekannten Piha Strand ansehen.
Auf dem Weg in die Waitākere Ranges ging es zuerst durch noch ganz schöne, aber schmale Straßen. Es war auf jeden Fall von Vorteil, dass wir kein größeres Wohnmobil gekauft hatten. Je weiter man in Richtung Küste kam, desto kurviger wurden diese und man merkte anhand der zunehmenden Anzahl an Schlaglöchern, dass man sich langsam aber sicher von der Zivilisation entfernt. Es gab auch immer wieder explizit ausgeschriebene Überholbuchten für langsame Fahrer, da die Einheimischen die Straßen natürlich gewohnt waren und dementsprechend etwas schneller unterwegs sein wollten. Das Gefährlichste daran waren aber vermutlich die unübersichtlichen Kurven, die aus dem Gegenverkehr eigentlich fast jeder geschnitten hat.
Piha
Als wir das Ende vom Wald erreichten, hatten wir direkt eine wunderschöne Aussicht über den kompletten Strand von Piha von oben. Man merkte allerdings auch, wie ausgesetzt die Westküste hier ist, da es um einiges windiger war als in der Stadt am Hafen.
Der Lion Rock ist sofort sichtbar, wenn man die einzige Zugangsstraße nach Piha hinunterfährt. Das Gebiet ist nach Te Piha benannt, dem traditionellen Namen für den Lion Rock, der später auf das gesamte Gebiet übertragen wurde, und bezieht sich auf das Muster, das entsteht, wenn die Wellen gegen den Felsen schlagen. In der Sprache der Māori: “die Bugwelle eines Kanus”.
Auf der Fahrt nach unten konnte man noch ein wenig das Ausmaß der Zerstörungen erahnen, wie beispielsweise an einer Stelle, an der ein Erdrutsch die halbe Straße mitgerissen hatte. Diese war mittlerweilse zumindest soweit gesichert, dass mit einer Ampel der Verkehr daran vorbei geleitet werden konnte. Allgemein war heute mal wieder sehr wenig los - sehr praktisch, wenn man die Flexibilität hat, sowohl unter der Woche, als auch außerhalb der Hauptsaison zu reisen. 😃
Taitomo / Camel Rock
Wie stürmisch der Ozean war, konnte man von oben bereits sehen. Wenn man direkt davor stand, wirkten die stürmischen Wellen noch relativ weit weg, aber durch den extrem flachen Strand rollten vor allem große Wellen ganz schön schnell und weit über den Sand. Während dem Fotografieren musste man immer ein Auge auf das Wasser haben, wenn man keine nassen Füße bekommen wollte. Durch die weit vordringenden Wellen hatte der Sand aber auch oft eine flache Schicht Wasser über sich, die zu coolen Spiegeleffekten führte. Mit den viele kleinen Muscheln die noch darüber verteilt waren, sah es fast zu perfekt aus, um natürlich zu sein.
Ein paar Sekunden später kam auch schon die nächste Welle und ließ etwas Schaum zurück.
Der Wind schlug uns in immer mehr Böen entgegen, die teilweise sogar den Sand vom Boden mittrugen und zu coolen Verwehungen führten, während wir weiter in Richtung des südlichen Ende des Strandes liefen.
Der markante Tunnel durch den Camel Rock wird Keyhole genannt, während der Māori-Name für die Insel selbst - Taitomo - eine Höhle durch einen Felsen bedeutet. Das Keyhole ist wasserdurchflutet, bietet aber einen Durchgang von der Puaotetai Bay (der Bucht zwischen Taitomo und dem Festland) zu den Fischereifelsen am Piha Beach. Bei Niedrigwasser ist es angeblich manchmal möglich rein bzw. durch zu laufen. Dafür war der Wasserstand bei uns aber leider schon zu hoch.
The Gap ist ein niedriger Punkt zwischen der Insel Taitomo und den Klippen, durch den die Wellen brechen und der bei starker Brandung einen spektakulären Anblick bietet. Hier befindet sich ein Strandabschnitt, der Platz für den Blue Pool bildet. Dieser kleine Pool bildet sich, wenn das Wasser zwischen der Klippe und der Insel Taitomo eindringt. Sie kann bei Niedrigwasser erreicht werden, wenn man den Strand entlang läuft - hierfür war der Wasserstand jedoch auch schon zu hoch. Der kleine Strand dahinter wurde früher Blowhole Bay genannt, obwohl dieser Name heute nicht mehr verwendet wird.
Hier zog der Wind genau zwischen den Felsen hindurch und wirbelte den Schaum von den hereinfließenden Wellen auf - fast wie ein paar Schneeflocken, die in der Luft tanzten.
Māori Legende
In der Māori-Tradition war The Gap der Aufenthaltsort des berühmten Taniwha Kaiwhare, und das Gebiet war als Te Rua o Kaiwhare bekannt. Kaiwhare war der Schutzgeist der Küste und der Einfahrt zum Manukau Harbour, aber er verursachte auch Überschwemmungen und umgestürzte Kanus. Kaiwhare bedeutet “der Hausfresser”, was daran lag, dass die Eingeborenen, die auf eine Seereise oder zum Fischen gingen, auf einem kleinen Floß mit einem Haus darauf Essen ins Wasser warfen, um Kaiwhare zu besänftigen.
Schließlich beschloss der örtliche Māori-Stamm, dass Kaiwhare getötet werden musste, weil er zu viel Ärger verursachte, was von dem Krieger Hakawau erledigt wurde. Er legte ein Netz über das Blowhole und tötete Kaiwhare, der in seinem Todeskampf um sich schlug und The Gap erschuf …
Te Piha / Lion Rock
Auf dem Rückweg hatte man das Gefühl, dass der Wasserspiegel schon ein wenig gestiegen war. Auf einem Felsen auf halber Höhe befand sich eine Ansammlung an Muscheln, was vermuten ließ, dass das Wasser bei Flut bis dorthin reichen würde.
Der Lion Rock teilt den Strand in eine Nord- und Südhälfte, weshalb wir nun den Fluss überqueren mussten, um auf die Nordseite zu gelangen. Als wir schon überlegten, ob wir unsere Schuhe ausziehen sollten, um auf die andere Seite zu kommen, kam gerade eine nette Frau vorbei, die uns auf eine Brücke hinwies, die ein Stück weiter hinter den Dünen versteckt lag.
Die gesamten Waitākere Ranges wurden von einem 20 Millionen Jahre alten Vulkan geformt und der Lion Rock ist der Kern eines ehemaligen Vulkans von vor rund 16 Millionen Jahren.
Piha Beach ist ein schwarzer Sandstrand, was auf den hohen Eisengehalt zurückzuführen ist, der vom Mount Taranaki und früheren Vulkanen in der Gegend stammt. Dieser Strand ist bekannt für seine starken und sich ohne Vorwarnung ändernden Strömungen.
Abgesehen davon, dass es heute eh viel zu kalt zum Baden war, wäre es dementsprechend auch zu gefährlich gewesen, ohne Strandwache in den Ozean zu gehen.
Auf den Lion Rock selbst kann man normalerweise auch hochlaufen und eine schöne Aussicht über den gesamten Strand genießen. Durch die letzten Unwetter wurde der Zugang dorthin aber leider auch beschädigt, weshalb der Aufstieg seitdem zu gefährlich ist. Daher beschlossen wir, uns wieder auf den Rückweg zu machen.