Northland - Tag 6
10. Dezember 2023 • 5 Minuten • 926 Wörter • Andere Sprachen: English
Inhaltsverzeichnis
Am frühen Morgen sahen wir schon die Poor Knights am Horizont, zu denen wir heute das zweite und letzte Mal fahren würden.
Vor zehn Millionen Jahren brach an der Ostküste von Northland ein großer Vulkan aus - einst möglicherweise 1000 m hoch und mit einem Durchmesser von 15-25 km. Dieser Vulkan im pazifischen “Feuerring” verstummte und wurde im Laufe vieler Jahrhunderte durch Wetter, Wind und Wellen bis auf einen harten Kern abgetragen.
Übrig geblieben ist eine Gruppe von Inseln - Tawhiti Rahi, Aorangi, Sugarloaf, die Pinnacles und eine Reihe kleiner Inseln, die durch 24 km Meer vom Festland getrennt sind.
Die ersten beiden Tauchgänge gestern hatten wir an der Aorangi Insel bei The Gardens gemacht, während wir heute noch bei Trevor’s Rock und Middle Arch an der Tawhiti Rahi Insel tauchen gehen würden.
Auf der Hinfahrt sahen wir heute Unmengen von Seevögeln, die teils das Boot begleiteten und teils sich auf dem Wasser treiben ließen. Zwischen Oktober und Mai strömen angeblich Millionen von Seevögeln aus dem Polarkreis zum Brüten auf die Inseln. Die am häufigsten vorkommende Art ist der Bullersturmtaucher. Sie graben Höhlen in den vulkanischen Boden und kehren Jahr für Jahr zu demselben Nest zurück. Sie teilen sich diese Höhle mit dem nachtaktiven Tuatara. Nachts verlässt der Tuatara die Höhle, um zu fressen, und bewacht tagsüber die Eier, während der Sturmtaucher auf dem Meer bleibt, um zu fressen und an der Oberfläche zu ruhen. Der Tuatara frisst nicht das Ei seines Wirtes, und der Vogel greift seinen Gast nicht an. Diese symbiotische Beziehung gibt es nur auf wenigen anderen vorgelagerten Inseln Neuseelands.
Trevor’s Rock
Der erste Tauchgang verging wieder wie im Flug und wir konnten die letzten Übungen abschließen, die wir für den Tauchschein machen mussten. Was bedeutete, dass wir beim letzten Tauchgang endlich rein die Unterwasserwelt erkunden konnten. Zuerst fuhr unser Skipper uns jedoch noch um die Inseln und zeigte uns ein paar der Highlights.
Die Unterwassertopografie östlich der Northland-Küste ist überwiegend flach, abgesehen von den felsigen Klippen der Poor Knights Islands und dem gelegentlichen Unterwasserriff. Der Meeresboden fällt hinter den Poor Knights deutlich ab.
Sowohl über als auch unter Wasser sind die Inseln eine einzigartige Sammlung an Torbögen, Tunneln und Höhlen. An manchen Stellen sind die Klippen bis zu 240 m hoch und stürzen weitere 90 m tief in den Ozean.
Rikoriko Cave
Der spektakulärste Ort war vermutlich die Rikoriko Höhle: die volumenmäßig größte Seehöhle der Welt. An den Felswänden- und decken waren die unterschiedlichsten Farben zu sehen, wie beispielsweise das grüne Moos an der Decke, wo das Süßwasser durch den Felsen sickert.
Über unseren Köpfen befanden sich etwa 200 m an Felsen, während das Wasser unter uns etwa 15-30 m tief war. In einer Ecke der Höhle liegt ein großer Walkieferknochen auf etwa 12 m Tiefe im Sand. Vor etwa 15 Jahren starb ein Pottwal auf See und fand zufällig seinen Weg dorthin. Das DOC (Department of Conservation) schleppte ihn ab, aber er zerfiel, sodass nur noch der Kieferknochen übrig blieb.
Am Rand der Höhlenwand sah man, wie das vom Wasser reflektierte Licht zu tanzen schien. Im Winter kommt die tiefstehende Sonne angeblich direkt in den Eingang und erhellt die gesamte Höhle.
Middle Arch
Im Anschluss fuhren wir zu einem der coolsten Tauchplätze an den Poor Knights: Middle Arch, benannt nach dem Felsenbogen, durch den wir später tauchen würden.
Der letzte Tauchgang war mit Abstand der beste und spektakulärste von allen. Glücklicherweise durften wir diesmal auch die GoPro mitnehmen, da keine Übungen mehr geplant waren.
Beim Hinabtauchen befand sich der Boden etwa 80 m unter uns, da die fast senkrechte Felswand der Klippen sich auch unter Wasser genauso steil fortsetzte. Ganz so tief tauchten wir natürlich nicht hinunter, aber auch in geringerer Tiefe gab es hier schon mehr als genug zu sehen.
Zwischen vielen kleinen bunten Fischen und Nudibranches tauchten wir auf bis zu 16 m hinunter und erkundeten die Gegend.
Kleine Highlights waren ein territorialer Fisch, der scheinbar seine Eier beschützen wollte und eine Muräne, die aus einer Felsspalte herausschaute. Später tauchten wir entlang der Steilwand, an welcher wir nochmal einige bunte Nudibranches entdecken konnten. An einer anderen Stelle glitten Luftblasen die Felswand nach oben, die jedoch von keinem von uns (oder unter uns) hätten kommen können.
Das größte Highlight überraschte uns jedoch ganz zum Schluss, bevor wir wieder auftauchen mussten: ein riesiger Fischschwarm der uns auf einmal umhüllte.
Das Gefühl war unbeschreiblich cool, von so vielen Fischen umkreist zu werden, und selbst Charlie meinte danach, dass ihm das noch nicht oft passiert sei. Damit war aber leider auch unsere Zeit gekommen, wieder an die Oberfläche zu schwimmen und uns von den Fischen zu verabschieden.
Und damit hatten wir den vierten und letzten Tauchgang abgeschlossen und waren offiziell “Open Water Diver”. 😎
Southern Arch
Auf dem Rückweg fuhren wir noch einmal an den Inseln entlang und zum zweitgrößten Felsbogen der südlichen Hemisphäre: dem Southern Arch an der südlichsten Archway Insel.
Währenddessen erzählte der Skipper uns noch mehr über weitere Tauchspots, bevor er direkt auf den Bogen zusteurte um dort hindurch zu fahren. Die anderen Boote folgten uns, und wir machten uns gemeinsam zum letzten Mal auf den Rückweg nach Tutukaka.
Wir sahen noch einmal die Pinnacles von Weitem und hielten eine Weile später für kurze Zeit das Boot wegen einer vermeintlichen Walsichtung an, die dann aber leider doch nicht bestätigt werden konnte.
Zurück im Hafen wurden noch Fotos für unsere Tauchscheine sowie Weihnachtsfotos gemacht, bevor wir uns auch schon voneinander verabschiedeten und wieder in Richtung Whangārei fuhren.